Nobelpreisträger, Sicherheitskoryphäen, Professor*innen von Weltrang … München hat einiges an geistigem Kapital zu bieten. Und das Beste: Viele der schlausten Personen der Stadt sind gleichzeitig exzellente Speaker, die sich buchen lassen und damit jede Veranstaltung veredeln. Wir stellen sieben der spannendsten Münchner Konferenz-Speaker vor.
Was kann getan werden, um das Klima abzukühlen? In München weiß über Antworten auf diese Gretchenfrage des 21. Jahrhunderts niemand so genau Bescheid wie Julia Pongratz (*1980). Die Klimaforscherin ist Expertin für die Folgen von Landnutzung und Professorin für Physische Geographie an der LMU und gleichzeitig geübte Vortragsrednerin. Dies hat sie zum Beispiel bei der öffentlichen Ringvorlesung „Bildung für Klimaschutz“ an der Ludwig-Maximilians-Universität bewiesen. Beim Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC, der weltweit maßgeblichen Bilanz der Klimaforschung, hat sie am Kapitel über den globalen Kohlenstoffkreislauf und andere biogeochemische Kreisläufe und Rückkopplungen mitgearbeitet. Auf die Frage, ob jemand wie sie eigentlich Angst vor der Klimaveränderung hat, antwortete sie jüngst: „Ich bin verhalten positiv. Wir haben die finanziellen Ressourcen, das Wissen und die Technologien. Es ist also eine Frage des Willens.“
Speaker-Kontakt via julia.pongratz@geographie.uni-muenchen.de
Zu den notorisch unterschätzten Megathemen der Gegenwart gehört die IT-Sicherheit. Jeder weiß, dass es wichtig ist, seine digitalen Daten und Bewegungen nicht ungeschützt zu lassen – und tut es meistens auf die eine oder andere Weise aus Unwissen oder Bequemlichkeit doch. Das muss sich dringend ändern. „Digitale Souveränität“ ist für Claudia Eckert (*1959) eines der entscheidenden Merkmale für selbstbestimmtes, von Dritten unbeeinflusstes Handeln im 21. Jahrhundert. Die Forscherin leitet das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit und ist Professorin für Sicherheit in der Informatik an der TU München. Dort baut sie seit Kurzem auch ein Innovationsnetzwerk für Cybersicherheit auf, denn in Deutschland sei der systemische Nachholbedarf riesig: „Mit der Standardsoftware und den Standardplattformen sind wir nicht souverän.“ Ihr Wissen gibt sie aber auch gern der Öffentlichkeit weiter, so zum Beispiel im Rahmen der Reihe „Wissenschaft für jedermann“ im Deutschen Museum. Gleichzeitig gibt es mit dem Information Security Hub eine exzellente Eventlocation für jegliche Form von zukunftsweisenden Veranstaltungen im IT-Bereich.
Speaker-Kontakt via presse@aisec.fraunhofer.de
Woche für Woche seziert Samira El Ouassil (*1984) in Podcasts und Kolumnen für das Onlineportal „Übermedien“ und den „Spiegel“ die Sprüche und Widersprüche des leitenden Personals der Republik, von Politiker*innen und Journalist*innen bis zu Fußballer*innen, Youtuber*innen und Influencer*innen. Besonders dort, wo Begriffe allzu gedankenlos verwendet und Geschichten allzu reibungslos daherkommen, ist sie hellwach. Über Fluch und Segen der Tatsache, dass der Mensch ein Wesen ist, das in und durch Geschichten lebt, hält die Journalistin, die sich nebenher als Gagschreiberin und Schauspielerin durchaus auch auf die Praxis des Storytelling versteht, nicht nur Vorträge wie zuletzt etwa auf den Münchner Medientagen im ICM – International Congress Center Messe München. Sie hat zum Thema einen Bestseller geschrieben: „Erzählende Affen“, gemeinsam mit dem Autor und Podcaster Friedemann Karig. Ein Standardwerk für alle, die sich im Dickicht von Verschwörungsmythen, „alternativen Fakten“ und Fake News, das wir Informationszeitalter nennen, besser zurechtfinden wollen.
Speaker-Kontakt via samira@elouassil.de
Sein Handwerk lernte Stefan Diez (*1971) bei den Industriedesign-Legenden Richard Sapper und Konstantin Grčić. Seine erste umfassende eigene Werkschau präsentierte 2017 das Museum für Angewandte Kunst in Köln. Neben seiner Arbeit an vielfach ausgezeichneten Entwürfen von Stühlen, Regalen, Leuchten und anderen Alltagsgegenständen für Hersteller wie Hay, Rosenthal, Thonet oder e15 in seinem Studio im Münchner Glockenbachviertel gibt der Industriedesigner sein Wissen mittlerweile auch als Professor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien an die nächste Generation weiter. Ein Glücksfall, denn Stefan Diez ist nicht nur ein findiger Gestalter, sondern bei Vorträgen und Podiumsdiskussionen auch ein außergewöhnlich umsichtiger Erklärer und kritischer Vordenker seiner Zunft. In dieser Funktion beschäftigt ihn inzwischen vor allem zirkuläres Design, also etwa Möbelsysteme aus Pappe, vollständig recycelbare Büromöbel oder ein Kunststoffstuhl, der allein aus altem Plastik gewonnen wird: „Bislang haben wir uns als Designer*innen nur Gedanken darüber gemacht, wie man ein neues Produkt in den Markt drückt. Aber es hat sich kaum jemand Gedanken darüber gemacht, wie man es auch sauber wieder herausbekommt.“
Speaker-Kontakt via mail@diezoffice.com
„Das Gehirn ist ein unendlich weiter Raum. Da gibt es keine Begrenzungen“, sagt Christiane Stenger (*1987). Fünfmal war die Münchnerin zwischen 1999 und 2003 Juniorenweltmeisterin im Gedächtnissport. Im Anschluss machte sie aus der Gabe ihren Beruf und lehrt seither in so unterhaltsamen wie augenöffnenden Workshops, TEDx-Talks und Keynote-Reden verblüffende Lern- und Merktricks für alle. Ihr Buch „Lassen Sie Ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt! Gebrauchsanweisung für Ihren Kopf“ war ein Bestseller. 2021 erschien „Lassen Sie Ihre Zeit nicht unbeaufsichtigt! Wie das Gehirn unsere Zukunft formt“, das sich um die Geheimnisse der Produktivität dreht – und um das, woran wir bei unserem Zeitmanagement immer zuerst denken sollten: „Unser Gehirn ist neugierig, aber auch faul.“
Speaker-Kontakt via office@seidenstuecker-management.com
Seine so nüchternen wie hellsichtigen Analysen in Talkshows, Podcasts und Zeitungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben Carlo Masala (*1968) bekannt gemacht. Wenn er den Deutschen gerade nicht den Krieg erklärt, ist der Kölner eigentlich Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München (wo er auch das Metis-Institut für Strategie und Vorausschau leitet) und ein begehrter Kongressredner. Anders als vielen anderen Expert*innen geht es ihm jedoch weniger darum zu sagen, was wir denken sollen, als darauf hinzuweisen, welche Zusammenhänge und Hintergründe wir womöglich in unsere eigenen Überlegungen zur Lage noch miteinbeziehen sollten. Dies hat er beispielsweise auch am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, die alljährlich im Bayerischen Hof stattfindet, getan. Dort sprach er direkt zu den Gegnern der SIKO, die vor Ort demonstrierten.
Speaker-Kontakt via Beratung@5-sterne-team.de
Im Januar 2023 wurde Bruno Reichart 80 Jahre alt, und noch immer steht er fast jeden Tag im Labor oder erzählt in Vorträgen (beispielsweise unter dem Titel „Herzensangelenheiten“) von seiner Forschung. Seit 1998 arbeitet der Herzchirurg an einem Projekt, das die Transplantationsmedizin revolutionieren würde: an gentechnisch veränderten Schweineherzen, die in den menschlichen Körper transplantiert werden können, ohne abgestoßen zu werden. In einem Geburtstagsinterview sagte er jüngst: „Wir sind sehr weit. Etwa in zwei Jahren könnte es so weit sein.“ Als Herzchirurgie-Professor arbeitete er zunächst in Kapstadt, als Wunschnachfolger des weltberühmten Herzchirurgie-Pioniers Christiaan Barnard, und von 1990 an bis zu seiner Emeritierung 2011 an der Münchner LMU. Die Reihe seiner Erfolge ist lang: Als Erster in Europa setzte er etwa einem Mann ein voll implantierbares Teilkunstherz ein, 1997 gelang ihm die erste erfolgreiche Herz-Lungen-Leber-Verpflanzung. Die Patientin überlebte zwölf Jahre. Den Titel „Starchirurg“ mag er allerdings gar nicht: „Chirurgen sind Handwerker. Man braucht die Hilfe von anderen.“
Speaker-Kontakt via Elke.reichart@t-online.de